Transformation & Unternehmenskultur
NewWork als Lebenstil
Eine Vielzahl von uns Menschen sprechen immer davon Berufliches und Privates zu trennen. Leben und Arbeiten sind für uns Deutsche häufig zwei verschiedene und unabhängige Dinge. Dabei ist doch für einen Großteil von uns die meiste Zeit unseres Lebens vom Arbeitsalltag geprägt. Mehr als zwei Drittel unseres Lebens verbringen wir Menschen in der Arbeit. Arbeiten ist entscheidend für unser Lebensglück und beeinflusst unsere Gefühlswelt ebenso wie Gesundheit und Familie. Und gleichzeitig zeigen aktuelle Studien immer wieder auf, dass die Mehrzahl der Arbeitnehmer unzufrieden in ihrem Job sind, sich gestresst fühlen und zu wenig Wertschätzung erfahren. Ein alarmierendes Ergebnis, wenn man sich vor Augen hält, wie essentiell das Arbeiten in unserem Leben ist und wie stark es unser Wohlbefinden beeinflusst. Wieso betrachten wir Leben und Arbeiten so getrennt voneinander? Ist es nicht besser diese Beiden Teile des Lebens so miteinander zu vereinen, dass sie hand-in-hand gehen, sich ergänzen und uns damit gut tun? Wie muss unsere Arbeitswelt verändert werden, damit uns Arbeit zukünftig glücklich und zufrieden macht? In einem ThinkTank Dialog mit 30 sächsischen Unternehmern und Sponsoren des ersten Handballvereins SC DHFK haben wir zum Thema „schöne neue Arbeitswelt“ gefrühstückt. Mit dem Handball Profi Patrick Wiesmach, dem NewWork Experten Roald Muspach von der Contas KG, Dagmar Janik-Stenzel als Spezialisten für physische Arbeitswelten und unserem Gastgeber Marcus Putschli, der Vorstand der e‑dox AG – gingen wir der Frage nach, was jeder in seinem Unternehmen tun soll & muss, um den stetig wachsenden Herausforderungen im „Kampf um die Köpfe“ oder aber auch bei der Planung von Unternehmensnachfolgen, besser gewappnet begegnen zu können. Alte Denkmuster aufbrechen, Neues zulassen und beides verknüpfen für einen vernünftigen und zukunftssichernden Wandel im Unternehmen – dazu sollte es Anregungen und Anstöße geben. Welche Fragen sind der Einstieg in die Unternehmensführung neuer Arbeitswelten, die sich jeder stellen sollte, um sein Unternehmen für die Zukunft kulturell und organisational fit zu machen? Wie werden wir uns zu einem attraktiver Arbeitgeber entwickeln? Wie wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten und welche Werte sind uns dabei wichtig im Umgang miteinander? Wie können wir das Potenzial der jungen Generationen für die Digitalisierung der Unternehmen nutzen?
Wir wollen arbeiten, aber auch glücklich sein!
Es ist erschreckend, doch laut einer aktuellen Studie sind 50 Prozent aller Deutschen unzufrieden mit und in ihrem Job. Dabei klagen sie beispielsweise über mangelnde Aufstiegschancen im Betrieb, schlechte Kommunikation mit Kollegen, geringe Wertschätzung durch den Vorgesetzten Chef, zu wenig Eigenverantwortung und über eine schlechte Bezahlung. Diese Unzufriedenheit geht nicht spurlos an uns vorüber. Schließlich ist die Arbeit ein großer und wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Auch wenn wir Deutschen immer versuchen Privates und Berufliches zu trennen, können wir dies nicht verleugnen. Wir verbringen ganze zwei Drittel unseres Lebens im Beruf, egal ob am Schreibtisch, vor der Werkbank, an der Maschine oder hinter der Ladentheke.
21% der Deutschen verbringen sechs Stunden ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch an einem PC
Unsere Aufgaben als Arbeiter bzw. Arbeitnehmer gehören somit zu unserem Leben dazu. Damit ist das Arbeiten auch entscheidend für unser Lebensglück und beeinflusst unsere Gefühlswelt ebenso wie Gesundheit und Familie. Unabhängig davon, ob wir weiterhin versuchen Leben und Arbeiten als zwei getrennte Dinge zu betrachten.
Umso gravierender sind die bereits erwähnten Studienergebnisse einzustufen. Wenn Arbeit ein so wichtiger Bestandteil unseres Lebens darstellt und solch enorme Einflüsse auf unser Wohlbefinden haben, sollte uns die Arbeit dann nicht umso mehr erfüllen und glücklich machen?
Da verwundert es nicht, dass uns Arbeit immer häufiger krank macht. Laut einer DAK-Studie steigt die Zahl der psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz stetig. Für ein erstes Fazit fassen wir also zusammen: Immer mehr Arbeitnehmer sind in ihrem Job unzufrieden. Gleichzeitig wird die Arbeit ein immer größerer Bestandteil unseres Lebens, der zunehmend unsere Gefühlswelt beeinflusst. Diese Kombination verheißt nichts Gutes und führt dazu, dass Arbeit uns krank und unglücklich macht. Das sollte schleunigst geändert werden.
Arbeit als ein Grundbedürfnis
Auch wenn wir in großen Teilen unzufrieden mit unserer Arbeit sind und immer versucht haben, sie so gut es geht von unserem privaten Glück und unserem Leben zu trennen, erfüllt die Arbeit für uns Menschen Grundbedürfnisse. Dabei geht es aber nicht, wie viele im ersten Moment annehmen mögen, nur um die Beschaffung von Geld. Das Gehalt spielt laut Wirtschaftspsychologen des Kölner Instituts nur eine untergeordnete Rolle, wenn es um das empfundene Glück im Job geht. Dennoch trägt zu wenig oder kein Geld zum Unglücklichsein bei. Bis zu einem Gehalt von 66 000 Euro pro Jahr steigt unser empfundenes Glücksgefühl an. Ab einem Verdienst darüber hinaus steigt das subjektive Glücksgefühl jedoch nicht mehr weiter an. Das Geld alleine ist es also nicht, was uns zum Arbeiten antreibt. Viel mehr brauchen wir das Gefühl gebraucht zu werden, für etwas gut zu sein, eine Aufgabe im Leben zu haben, uns beweisen zu können, zur Gesellschaft und dem sozialen Leben dazuzugehören. Der Mensch als soziales Wesen möchte mit anderen Menschen vernetzt und verbunden sein, damit er sich austauschen kann. Gleichzeitig will er zeigen, dass er Leistung erbringen kann. Diese beiden Aspekte werden in der Arbeit vereint, was sie für unser Leben so wichtig macht. Diese Annahme wird durch eine weitere Erhebung des Kölner Instituts belegt. Es fand heraus, dass uns Arbeit grundsätzlicher glücklicher macht als die Arbeitslosigkeit – ganz egal in welchem Job. Dadurch, dass wir so automatisch einer Beschäftigung nachgehen, haben wir das Gefühl einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ohne Arbeit fehlen uns häufig Struktur und ein geregelter Tagesablauf sowie das Miteinander und Sinnstiftende im Leben.
Der gesellschaftliche Wandel der Arbeitnehmergeneration
Wir haben gelernt, dass Arbeit ein großer Bestandteil im Leben von uns Menschen ausmacht und dass wir grundsätzlich auch gerne arbeiten wollen und eine Beschäftigung im Leben suchen. Allerdings wünschen wir uns mehr von dieser Arbeit, als sie uns aktuell zu geben scheint. Die Mehrheit ist unzufrieden in ihrem Job, ausgelaugt, gestresst und fühlt sich nicht wertgeschätzt. Es muss also schleunigst eine Erneuerung in der Arbeitswelt her. Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Arbeitswelt zu revolutionieren, neu zu gestalten, zu verbessern und mehr nach den Wünschen und Anforderungen ihrer Mitarbeiter auszurichten. Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Der Job ist nicht mehr wie zu Zeiten der Industrialisierung und in der Nachkriegszeit nur dazu da Geld zu verdienen, das Überleben der Familie zu sichern und den Hunger zu stillen. Wir wollen einen Beruf, der uns ein erfülltes Leben beschert. Wir wollen kreativ sein, wollen etwas gestalten und etwas erschaffen und nicht nur stupide vor uns hinarbeiten und funktionieren. Jobs, die bisher genau das verkörperten, werden zunehmend durch Roboter, Maschinen und Künstliche Intelligenz ersetzt.
Wir wollen Arbeit nicht als Brotjob sehen, sondern als wichtigen Bestandteil des Lebens verstehen, den wir so gestalten, dass wir darin Spaß und Erfüllung finden. Menschen wollen sich selbst organisieren, eigenverantwortlich sein sowie etwas Sinnvolles tun.
Schöne neue (Arbeits-)Welt
Immer häufiger ist die Rede von flexiblen agilen Arbeitsmodellen, von NewWork und der Work-life-Balance. Dieses Thema ist in aller Munde und inzwischen auch bei einigen Unternehmen angekommen, die bereits daran arbeiten ihre veralteten Strukturen aufzubrechen und stärkeren Fokus auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter setzen und versuchen diese zu erkennen und auf die Wünsche einzugehen. Unternehmen können es bzw. sollten es sich nicht mehr leisten können, dass ihre Angestellten unzufrieden sind. NewWork kann dabei so vieles sein. Den Arbeitgebern und Unternehmen sind dabei im Grunde keine Grenzen gesetzt. Das Kosmetikunternehmen Weleda entwickelt mit seinen jungen Angestellten beispielsweise eigene neue Produkte. Der Drogerieriese dm lässt seine Auszubildenden für einen begrenzten Zeitraum eine Filiale führen und die Angestellten der Hotelkette Upstalsboom dürfen in Teams ihr eigenes Gehalt und sogar das des Chefs und Geschäftsführers festlegen. Die Beispiele zeigen, dass vor allen Dingen Eigenverantwortung und damit auch Vertrauen eine wichtige Rolle bei NewWork spielen.
64 Prozent der Arbeitnehmer sind überzeugt, dass in 15 Jahren die klassische Top-down-Unternehmensführung durch flache und agile Strukturen ersetzt wird. (Focus, 2019)
Auch das Aufbrechen alter Strukturen uns Hierarchien ist ein Teil von NewWork. Die jungen Arbeitnehmer möchten keine althergebrachten Hierarchien mehr und lehnen die klassische Top-Down-Unternehmensführung ab. Sie fordern aktiv flache und agilere Strukturen.
NewWork bedeutet Flexibilität
Ein weiterer Bestandteil von NewWork ist die neugewonnene Flexibilität, die durch diese neue Arbeitswelt eröffnet werden soll.
Die neue Arbeitnehmergeneration möchte nicht mehr zu festen und vorgegebenen Zeiten im Büro sitzen, sondern will seine Arbeitszeit flexibel und selbstbestimmt einteilen. Auch das Thema Home-Office scheint immer wichtiger zu werden und trägt ebenfalls zum Wohlfühlfaktor der Mitarbeiter in ihrem Unternehmen bei. Dennoch bieten derzeit nur gerade einmal die Hälfte aller Arbeitgeber flexible Arbeitszeiten an. Dabei hat eine Studie von Kununu ergeben, dass Firmen, die diese modernen Ansätze der Flexibilität leben, deutlich geringere Fehlzeiten sowie Arbeitsunfälle zu verzeichnen hat. Gleichzeitig steigt hingegen die Produktivität und Rentabilität dieser Unternehmen um 21 und 22 Prozent.
Arbeits- und Lebensplatz scheinen derzeit immer mehr ineinander zu verschmelzen. Dadurch gewinnen Arbeitnehmer einerseits stärkere Selbstbestimmung und eine flexiblere Zeiteinteilung, gleichzeitig kann diese neue Flexibilität jedoch auch zu Selbstausbeutung verführen.
Markus Putschlie, Vorstand von e‑dox AG, steht vor neuen Herausvorderungen.
Auch die Firma e‑dox stand vor einigen Jahren vor der Herausforderung etwas im Unternehmen zu ändern und neue Wege einzuschlagen, um die Angestellten nicht weiter zu verlieren. Das Zauberwort lautete auch hier NewWork. Seither ist viel passiert und das Unternehmen hat sich auf eine transformative Reise begeben. Um diese Reise ging es unter anderem in dem eingangs erwähnten Netzwerkevent zum Thema „Schöne neue Arbeitswelt“ das am 10.04.2019 im SimpliOffice in Leipzig stattgefunden hat. Durch die Einführung von sogenannten „Zukunftswerkstätten“ und einer 4‑Tage-Woche schaffte das Unternehmen einen Einstieg in eine neue und veränderte Unternehmenskultur, die den gewachsenen Bedürfnissen und Anforderungen der neuen Arbeitergeneration gerecht wird. Eine solche Umstellung und die Entscheidung für NewWork ist kein kleines Projekt, welches ein Unternehmen von heute auf umsetzen kann. Eine solche Veränderung und auch Umstellung ist von einem langwierigen Prozess begleitet. Auch der Geschäftsführer des Unternehmens e‑dox beschreibt in seinem Vortrag auf dem Networking-Event, dass diese Veränderung eine lange Reise war. Entscheidend bei dieser Reise sind vor allen Dingen die Wegabschnitte, die vor der tatsächlichen Transformation liegen. Erst einmal die Erkenntnis zu haben, dass etwas in der eigenen Firma falsch läuft und Änderungsbedarf besteht, kostet viel Mut und erfordert Selbstreflektion. Und mindestens genauso viel Überwindung kostet dann schließlich die Entscheidung, etwas dagegen zu tun, an zu fangen und etwas im Unternehmen zu verändern. Es ist nicht leicht eigene Fehler einzugestehen und schon gar nicht vor dem eigenen Team und den eigenen Angestellten. Doch diese Hürde muss überwunden werden, wenn man mit NewWork starten möchte.
Unser Tipp: Seien Sie stets selbst reflektiert. Sprechen Sie mit ihrem Mitarbeiter und Angestellten. Finden Sie heraus was gut und was nicht so gut läuft, wo nach der Meinung ihrer Angestellten Änderungsbedarf besteht. Überlegen Sie, was dazu beitragen kann und wie man diese Probleme verhindern kann. Fangen Sie an, alte Strukturen auf zu brechen, neues zu wagen, erste Schritte zu gehen und beziehen Sie ihre Mitarbeiter in diese Reis mit ein.
Vorsicht vor der New-Work-Lüge
Hinter NewWork stecken ein langer Prozess fürs Unternehmen und eine anstrengende Reise für den Umsetze. Eine solche Transformation sollte die gesamte Unternehmenskultur betreffen und nicht nur ein paar kleine oberflächliche Veränderungen bedeutet. NewWork wird nämlich von vielen Unternehmern auch nur als einen hippen Trend gesehen, der zu Marketingzwecken ausgenutzt wird, um das Unternehmen nach innen und außen cool und jung aussehen zu lassen.
Gratis Obst und hippe Büromöbel bedeutet noch lange kein NewWork!
NewWork sollte aber kein Marketing-Instrument sein, das die potentiellen und angestellten Mitarbeiter verführt, domestiziert und schließlich ausbeutet. Genauso wenig bedeutet NewWork nur eine neue Büroausstattung, ein Feel-Good-Management, frisches gratis Obst und Yogakurse für die Angestellten. Das können zwar gute integrative Zusätze sein, allerdings reichen solche Veränderungen alleine nicht aus, um einen Unternehmenskulturwandel zu erzielen. Sie stellen höchstens eine hübsche Verpackung für NewWork dar. Doch NewWork ist viel mehr als das. Sie ist Umstrukturierung und nicht nur Erneuerung. NewWork bedeutet umzudenken, vorzudenken, neuzudenken und umdieeckezudenken.
HOW-TO für Entscheider Wir glauben, dass mit dem nötigen Mut zur Veränderung und einem gewissen Ehrgeiz jede Führungskraft NewWork für sein Unternehmen realisieren kann. Die Frage ist jedoch wie diese Transformation ablaufen und funktionieren soll. Wir, die Contas KG, haben als Unternehmensberater und Coach für Führungskräfte schon viele Unternehmen bei ihrer Reise zu NewWork begleitet und unterstützt. So auch den bereits erwähnten Dienstleister e‑dox. An diesem Unternehmen möchten wir Ihnen diese NewWork-Reise exemplarisch, einfach und schrittweise näher bringen:
- Erkenntnis: Die Frage nach dem Sinn. Den Blick von Außen nach Innen richten.
- Erfolgs-Ego: Was macht mein Erfolg aus – gestern, heute und morgen?
- Reset: Einfach mal alles in Frage stellen und sich, seine Rolle und das Unternehmen selbst reflektieren.
- Neustart: Das bisher wertvolle erkennen und beibehalten und sich für das zukünftige öffnen. Beispiel Instrumente: Zukunftswerkstätten, Kommunikations Marketing wie Storytelling
Auf Ihrer persönlichen NewWork-Reise können wir Sie und Ihre Teams unternehmensweit begleiten. Für einen ersten unverbindlichen Reise-Dialog kontaktieren sie unseren Reisebegleiter Roald Muspach (muspach@contas-kg.de).
(Beitrag von F.E.)